Jedes Jahr, wenn die Temperaturen über die 5 Grad Grenze springen, füllen sich die Internetforen und Facebookgruppen mit einem Satz: „Hilfe, ich habe gerade die erste Zecke entdeckt!“ Unzählige Tipps und Hinweise folgen. Die einen empfehlen zwingend chemische Präparate, da diese Parasiten schwere Krankheiten übertragen, andere wiederum schwören auf natürliche Mittel zur Zeckenabwehr. Als Hundehalten, noch dazu wenn es der erste Hund ist, macht sich eine sofortige Unsicherheit breit. Was tue ICH denn nun für meinen Liebling?
Vertraue ich meinem Tierarzt, obwohl dieser vielleicht auch der Pharmaindustrie unterliegt? Setze ich auf natürliche Mittel laufe ich vielleicht Gefahr einer schweren Erkrankung? Wichtig finde ich, dass man, egal welche Entscheidung man trifft, die BEWUSST und begründet für sich und sein Tier trifft. Jeder hat eine andere Sichtweise und auch andere Bedürfnisse. ICH muss für mich und MEINEN Hund das für uns passende auswählen. Um wählen zu können muss ich jedoch verschiedene Möglichkeiten kennen und gegeneinander abwägen.
Im Folgenden möchte ich einen kurzen Überblick über ausgewählte verschiedene Möglichkeiten geben. Dabei erhebe ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern stelle die Summe meiner Informationen und Abwägungen dar.
Zunächst einmal sind die chemischen Präparate wie zB Bravecto, Simparica, Seresto oder Frontline zu nennen. Es gibt sie, je nach Präparat, als Tablette, Spot-on, Sprays oder Halsbänder. Einige Firmen bieten den Wirkstoff in verschiedenen Verabreichungsformen an. Eines haben jedoch alle dieser Mittel gemeinsam: sie sind systemische Insektizide und Akarizide. Ein Insektizid ist ein Pestizid, das zur Abtötung, Vertreibung oder Hemmung von Insekten und deren Entwicklungsstadien verwendet wird (insektizide Wirkung). Akarizide sind Pestizide oder Biozide zur Bekämpfung von Milben und Zecken. Sie haben häufig ebenfalls insektizide Wirkungen. Die Aufnahme dieser Insektizde und Wirkungsweise zwischen diesen Präparaten unterscheidet sich jedoch. Bravecto und Simparica, um nur zwei zu nennen, gibt es als Kautabletten. Der Hund nimmt den Wirkstoff von innen auf. Dies hat zur Folge, dass Zecken, Flöhe & Co zunächst am Hund anheften und mit der Nahrungsaufnahme beginnen müssen. Das bedeutet, erst wenn sie das Blut des Hundes saugen, kommen sie mit dem Wirkstoff in Kontakt. Im Umkehrschluss heißt dies aber auch, dass der Parasit seinen ggf. infektiösen Speichel in das Tier injiziert und somit die Übertragung von infektiösen parasitären Krankheiten nicht ausgeschlossen werden kann. Andere Präparate, wie zB Seresto oder Frontline, wirken „von außen“ auf dem Hund. Der Wirkstoff wird hier, unterstützt durch Öle, an den natürlichen Fettfilm von Haut und Haaren des Hundes abgegeben. Von hier aus verteilen sich die Wirkstoffe über die gesamte Hautoberfläche des Tieres. Wenn die Parasiten nun im Fell des behandelten Hundes umherkrabbeln, nehmen sie die Wirkstoffe auf, was bedeutet, dass sie nicht zwingend zubeißen müssen, um abgetötet zu werden. Der Wirkstoff wirkt im Nervensystem der Parasiten. Da nicht völlig ausgeschlossen werden kann, dass die Parasiten zubeißen, kann auch bei Verwendung dieser Mittel eine Krankheitsübertragung nicht vollständig ausgeschlossen werden.
Ich persönlich habe noch keines dieser chemischen Mittel angewendet. Zu groß ist meine Angst vor Nebenwirkungen, vor allem bei den Präparaten, die dann im oder „fest auf“ Hund und nicht entfernbar sind. Das Halsband (zB von Seresto) schreckt mich ab, da ich intensiv mit meinen Hunden kuschele und ich die Vorstellung, das Insektizid auch an meinen Händen etc zu haben nicht mag. Ferner würde das lange Fell definitiv durch das dauerhafte Tragen des Halsbanden filzen. Aber auch hier liegt die Entscheidung bei jedem Einzelnen.
Doch was tue ich nun, wenn ich kein Insektizid in oder auf meinen Hund bringen möchte. Hier sind die Möglichkeiten schier unendlich. Vom Bernsteinhalsband, über Steine im Trinkwasser bis hin zu Kräutern und Kräutermischungen, Kokosöl oder -flocken, ätherische Öle, Seifen, spezielle „Anti-Zecken-Leckerchen“ oder pflanzliche Spot-ons ist alles vertreten. Die Aussagen zu den Erfolgsaussichten in der Wirkung sind vielfältig und daher wahrscheinlich auch individuell von Tier zu Tier verschieden. Hier gibt es, im Gegensatz zu den definitiv wirksamen Insektiziden, keine Verlässlichkeit. Man muss schon ein wenig probierwillig sein, um das eigene natürliche Mittel zu finden. Da es bei den natürlichen Mitteln, mit Ausnahme der Spot-ons, keine darstellbare Wirkungsweise gibt, kann ich lediglich von meinen Erfahrungen mit einigen Mitteln berichten. Naturbasierte Spot-ons, wie beispielsweise Amigard, setzen auf eine spezielle Kombination aus natürlichen Wirkstoffen, zB. Niembaum-Extrakt und Decansäure aus Kokosöl. Im Gegensatz zu pharmazeutischen Produkten, die als Insektizide oder Akarizide wirken, tötet der Wirkstoff die Parasiten nicht ab, sondern soll sie von ihren Wirten fernhalten. Falls sich Parasiten bereits auf dem Wirt niedergelassen haben, werden diese binnen kurzer Zeit abgeschreckt, da die Parasiten den Geschmack- und Geruch der Wirkstoffe als äußerst unangenehm empfinden. In den meisten Fällen ist der abweisende Effekt so stark, dass die Parasiten davon abgehalten werden, den Wirt zu beißen. Meine Erfahrung mit den Spot-ons ist gemischt. Meine Älteste hatte mal einen leichten Flohbefall, da hat der natürliche Spot-on gut gewirkt. Gegen die Zecken bei uns eher weniger. Gestört hat mich, dass das Fell nach dem Auftragen einige Tage wirklich fettig aussah und ich das Gefühl hatte, ich müsse mir nach jedem Streicheln die Hände waschen. Denn auch dieses Präparat ist ein Biozid. Halsbänder, wie zB. aus Bernstein oä. kommen bei meinen Langhaarhunden aus den oben genannten Gründen nicht in Frage. Ich käme mit dem Kämmen nicht nach. Demnach kann ich zur Wirkung nichts sagen. Mittel aus einer Kombination ätherischer Öle, wie zB. von Reico, habe ich probiert, jedoch bekommt auch hier das Fell rund um die Auftragungsstelle einen öligen Charakter und meine Hunde mochten den Geruch nicht. Sie juckten und schubberten sich stark. Allerdings hatte ich kein schlechtes Gefühl beim Streicheln, da es sich wirklich um natürliche Öle handelt. Der Geruch haftet allerdings auch an den Händen. Das muss man mögen. Die Wirkung tritt nur bei einer anfangs täglichen Anwendung ein. Aus den genannten Gründen bin ich gar nicht so weit gekommen, kann also verlässlich nicht sagen wie zuverlässig es wirkt. Für mich habe ich momentan eine Kombination aus mehreren natürlichen Präparaten gefunden. Zum einen bekommen meine Hunde Zistrose. Dieses ist ein Kraut, welches neben immunstärkenden und entzündungshemmenden, auch zeckenabweisende Eigenschaften haben soll. Es gibt die Zistrose als Pulver (zum Futter) oder als Kapseln. Meine bekommen es täglich ins Futter. Ergänzend dazu mische ich unter das Shampoo und den Conditioner beim Baden ein wenig reines Neemöl (Bioladen), was schädlingsbekämpfende Eigenschaften besitzt und zudem hautpflegend wirkt. Hier gibt es im Handel auch bereits fertige Seifen oder Shampoos, die im Wesentlichen auch mit Neemöl arbeiten. Man kann das Neemöl aber auch, wie Kokosöl, ins Fell reiben. Allerdings ist, anders als bei Kokosöl, der Geruch nicht angenehm. Es riecht stark nach Knoblauch. Kokosöl oder -flocken kann man auch über das Futter verabreichen. Meine mochten es allerdings nicht und daher kann ich zur Wirkung von innen nichts sagen. Beim Auftragen aufs Fell waren die Hunde wiederum sehr ölig, was für Fußboden, Sofa etc. nicht so positiv war. Daher keine Alternative für mich. Ich habe mich noch für die Anwendung eines Rhodonit Trommelsteins entschieden. Dieser soll das Wasser energetisieren und die Parasiten, nach Aufnahme durch das Trinkwasser, fernhalten. Zugegebenermaßen muss man schon etwas esoterisch angehaucht sein, um hier einen möglichen Erfolg zu sehen, aber das ist für mich kein Problem. Die „Anti-Zecken-Leckerchen“ beinhalten meistens verschiedene Inhaltsstoffe, die sich zum Teil aus den bereits genannten ergeben. Die Zistrose ist in den meisten Produkten vertreten. Da ich eine Allergikerhündin haben, die nur ausgewählte Futtermittel bekommen darf, kamen diese Leckerchen für mich nicht in Frage. Ich muss weitgehend auf industriell hergestellte Futtermittel verzichten und gebe daher die Zistrose unverarbeitet. Als Alternative wäre es für mich aber definitiv eine Überlegung wert, denn die Inhaltsstoffe sind bei den meisten Produkten überwiegend natürlich und einen Versuch würde ich auf jeden Fall wagen. Ferner gibt es Kräutermischungen für das Futter die, ähnlich wie die Leckerchen, verschiedene Kräuter vereinen. Auch diese würde ich ausprobieren, wenn ich mich nicht momentan für die Zistrose (die auch hier meistens enthalten ist) entschieden hätte.
Ich hoffe, dass Sie einen kleinen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten zur Parasitenabwehr gewinnen konnte und diese Informationen Sie bei einer bewussten Entscheidung für oder gegen chemische oder natürliche unterstützen konnten.
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