Sauberkeitserziehung beim Havaneser
Endlich ist es soweit! Der Tag an dem man sein geliebtes Havi-Baby nach Hause holen darf. Alles ist vorbereitet. Das Körbchen steht an seinem Platz, das Futter steht im Regal, der Wassernapf ist bereits gefüllt und die Transporttasche wartet an der Tür. Nach einer aufregenden Fahrt setzt man den kleinen Fratz zum ersten Mal in seinem neuen zuhause auf den Boden. Und schwupps – keine 5 Minuten später: das erste Pfützchen auf dem Wohnzimmerboden. Man trägt es mit Humor, man freut sich geradezu, dass der kleine Wurm seinen neuen Lebensplatz „markiert“. Ab diesem Zeitpunkt fängt jedoch auch der Kopf bei uns Neu-Havi-Eltern zu rotieren. Ohhhh-die Stubenreinheit!! Ein Thema bei dem sich die Havaneser nicht gerade mit Ruhm bekleckern. Das Prinzip „Ich mache Pipi und Kacki nur draußen“ gehört nicht zur Kernkompetenz der meisten Havaneser. Das muss man wissen. Doch was tut man nun? „Ich muss mein Baby von Beginn an konsequent erziehen und beim kleinsten Anzeichen sofort nach draußen bringen,“ sind da die leitenden Gedanken. Alle Ratschläge und Tipps der Welpenbücher sind fest im Gehirn verankert. Jetzt geht es los – der kleine Neuzugang wird auf Schritt und Tritt verfolgt, um auch nur jedes mögliche Anzeichen wahrzunehmen. Man freut sich über jedes Pfützchen und Häufchen welches artig auf dem Rasen abgesetzt wurde – und das ist gut so. In höchsten Tönen loben und sich freuen, als wäre Deutschland Weltmeister geworden ist tatsächlich ein Schlüssel zum Glück. Auf der anderen Seite steigt auch mit jedem Malheur in den Wohnräumen der Frust. Warum versteht mein Havi-Baby nicht, dass draußen Pipimachen viel besser ist? Besonders ärgerlich wird man innerlich, wenn man gefühlte 20 Minuten auf der Wiese verbracht hat und der Fratz alles Erdenkliche getan hat – außer Pipi machen. Kaum ist man wieder im Wohnzimmer fühlt man etwas Nasses an der Socke – ein Pfützchen. „Mein Gott, wir waren doch gerade draußen“, ist unweigerlich der Gedanke. Wie geht man mit dieser Problematik um? Die folgenden Informationen sollen ein bisschen dabei helfen, das Havikind beim Sauberwerden zu unterstützen. Sie sind dabei eine Mischung aus wissenschaftlichen Erkenntnissen und persönlichen Erfahrungen mit meinen drei Mädels.
Zu Beginn die gute Nachricht: ein gesunder Hund wird stubenrein. Früher oder (etwas) später. Es gibt auch unter den Havis Schnell-Lerner und Schnarch-Nasen. Wir können unser Havi-Kind aber beim Lernen unterstützen. Grundlage eines jeden Lernprozesses - so auch dem des Sauberwerdens – ist: Liebe und Lob.
Hunde sind von ihrer Anlage her reinliche Wesen, die instinktiv ihr Nest nicht beschmutzen. In der Natur beginnt die Stubenreinheit sehr früh: Etwa ab der dritten Lebenswoche verlassen die Kleinen dafür ihr Nest. Dort, wo es nach den Hinterlassenschaften von Mutter und Geschwistern riecht, ist der richtige Platz zum Entleeren. Es ist putzig zu sehen wie die Kleinen, die noch kaum richtig laufen können, auf eine Pipi-Matte oder ein Tuch weit weg vom Nest krabbeln, um dort Pipi zu machen. Der Grundgedanke ist also schon sehr früh klar. Deswegen machen auch Welpen nie ohne Not in ihr Körbchen oder ihre Box. Nun muss man dem Havi-Kind also nur beibringen, dass es die gesamte Wohnung oder das Haus als Nest ansieht, welches nicht beschmutzt werden sollte. Leichter gesagt als getan.
Was tue ich nun, wenn ich mit meinem kleinen Herzensbrecher zuhause angekommen bin? Gute Erfahrungen habe ich persönlich mit sogenannten Welpenpads gemacht.
Die Babys sind ziemlich gut auf die Welpenpads „trainiert“. Ich habe von Beginn an eins ausgelegt und so war für die Babys ein Anhaltspunkt da. Besonders Aimée und Jolie sind bis auf ganz wenige Ausnahmen nur auf das Pad gegangen, wenn ich mal nicht richtig aufgepasst hatte. Wenn ich aufmerksam war habe ich den Welpen, immer wenn er geradezu auf das Pad zugetapst ist, ruhig (!!!) hochgenommen und freundlich und liebevoll gesagt „Wir gehen jetzt mal Pipi machen.“ Dann sollte man das Baby allerdings auch nicht mehr absetzen, denn dann kann es passieren, dass das Pfützchen doch in den Räumen landet. Ferner bedeutet dies auch: Schlappen, Jacke und ggf Leine uns Geschirr müssen immer griffbereit liegen. Draußen habe ich dann wie ein Mantra immer wieder gesagt „Pipi machen“, „Pipi machen“, ….bis Pipi gemacht wurde. Dann freuen wie Weihnachten und Silvester zusammen und ggf. ein Leckerli geben. Nach einiger Zeit verknüpft der Hund dieses „Zauberwort“ mit dem Lösen. Er lernt: sobald dieses Wort fällt, ist es Zeit für die Notdurft. Bei meinen Mädels mache ich es heute noch so. Besonders, wenn wir nur kurz rausgehen, vor Restaurantbesuchen oder zB. Bei Stopps auf Autofahrten.
Die inneren Organe eines Welpen sind noch recht klein und im Wachsen begriffen. Entleerungen erfolgen meist spontan und nach bestimmten Reizen, etwa gleich nach dem Fressen oder direkt nach dem Aufstehen. Besonders nach dem Schlafen muss ein Welpe IMMER und zwar SOFORT. Das gilt auch nachts. Zeit zum Anziehen und Ausgehfertig machen bleibt nicht. Daher vielleicht die ersten Nächte im Jogginganzug mit Taschenlampe und Schlappen am Bett verbringen.
Dennoch kann man eine gewisse Grundregel beherzigen, wann der Hund muss. Welpen bis zu drei Monaten müssen sich etwa alle zwei Stunden entleeren. Bei Hunden im Alter von drei bis vier Monaten werden die Abstände mit etwa drei Stunden schon größer. Ältere Welpen zwischen fünf und sechs Monaten können bei zielgerichtetem Training schon etwas länger an sich halten, dennoch sollten Hundebesitzer mit ihnen etwa alle vier Stunden vor die Tür gehen. Als meine Aimée und Jolie klein waren passte diese Regel jedoch gar nicht. Sie haben gefühlt alle 10 bis 30 Minuten gepieselt. Da war das Welpenpad Gold wert, denn so blieb der Fußboden verschont. So schnell und so viel hätte ich gar nicht rausgehen können. Zugegebenermaßen habe ich mich aber auch mit der Stubenreinheit überhaupt nicht gestresst. Besonders zB. Bei schlechtem Wetter. Da ging draußen nämlich gar nichts. Entspannt sein ist bei einem wischbaren Boden wahrscheinlich deutlich einfacher als bei Teppich, aber ich wollte auf keinen Fall Angst oder Unsicherheit wecken. Hier besteht die große Gefahr, wenn man selbst panische Angst vor „Innenraumpfützen oder -häufchen“ hat. Hunde haben ein SEHR gutes Gespür für unsere Gefühlswelt. Sie nehmen Ärger, Aufregung, Trauer mit ihren feinen Antennen wahr. Wenn ich also die ganze Zeit meinen Welpen unruhig verfolge, merkt dieser, dass etwas nicht stimmen kann. Er zieht sich dann möglicherweise zurück und erledigt auch seine Geschäfte im Verborgenen. Deswegen mein Tipp: RUHIG und ENTSPANNT bleiben. Und wenn mal was daneben geht?? Wenn es auf dem Welpenpad ist – Pad auswechseln. Ist es auf dem Fußboden gelandet: Es entspannt zur Kenntnis nehmen. Ist ja nun mal ohnehin schon passiert. Schenkt man jetzt im Nachhinein der Sache zu viel Aufmerksamkeit, könnte der Welpe das positiv werten und wiederholen oder er verknüpft es mit Angst und zieht sich zurück. Also einfach mit heißem Wasser und einem Geruchskiller entfernen, damit die Duftmarke den Kleinen nicht erneut anlockt. Auf keinen Fall schimpfen oder strafen: Der Kleine kann gar nicht nachvollziehen, was er falsch gemacht hat. Und immer bedenken, dass wir es mit einem lernenden Baby zu tun haben. Zum Lernen braucht es Liebe und Verständnis. Angst und Unsicherheit ist da hinderlich.
Nach einigen Tagen im neuen zuhause wird man bereits bestimmte Verhaltensweisen bei seinem Baby ausmachen, die signalisieren „Ich muss jetzt mal Pipi“. In der Regel zeigen die jungen Hunde auch durch Schnüffeln und Suchen am Boden an, wenn sie müssen. Es ist also sinnvoll, den Hund genau zu beobachten. Jedes Mal, wenn er gerade ansetzen will, nimmt man den Hund ruhig und gelassen auf den Arm und geht schnell nach draußen, um ihn dann mit dem für das Gassi machen gewählten Zauberwort zu animieren. Bei Erfolg – Party!!!
Wenn man seinen Welpen in der Stadt großzieht, ist es natürlich ungleich schwieriger das Havi-Baby stubenrein zu bekommen. Insbesondere wenn sich die Wohnung in den oberen Stockwerken eines Wohnhauses befinden. Das Projekt „Stubenrein“ wird in der Regel länger dauern. Der Grund liegt darin, dass keine Möglichkeit besteht, schnell vor die Tür zu gehen, wenn sich andeutet, dass der Hund sich erleichtern muss. Wer aus den oberen Stockwerken runter muss, wird über die Treppen oder den Aufzug jedes Mal eine Weile brauchen, bis er unten ankommt. Dabei stürzen so viele Reize auf den Hund ein, dass er bereits vergessen hat, warum man mit ihm zur Tür rausgegangen sind. Manchmal muss der Welpe auf einmal gar nicht mehr sofort, wenn sie unten angekommen sind. Dafür kann der Straßenlärm oder andere laute Geräusche, andere Menschen und andere Hunde verantwortlich sein. Diese versetzten den Hund in Angst, Stress oder auch Neugier. Er gewöhnt sich erst langsam an dieses Umfeld. Dessen sollte man sich vor dem Welpenkauf bewusst sein. Auch hier kann aber die Verwendung von Welpenpads gute Dienste leisten. Ich habe die Welpenpads irgendwann immer mehr Richtung Haus-/Terrassentür gelegt. Auf diese Weise habe ich geübt: wenn ich zur Tür gehe, geht diese auf und ich kann raus. Wann und wie sich ein Hund irgendwann bemerkbar macht zum Lösen, ist individuell unterschiedlich. Meine Zazous hat 10 Monate gebraucht bis sie vollständig stubenrein war. Sie zeigte ihr Pipi-müssen nur durch unauffälliges Stehen an der Terrassentür an. Kein Ton gab sie von sich. Erst mit etwa eineinhalb Jahren machte sie sich mal bemerkbar, bis heute allerdings nur, wenn es superdringend ist. Aimée war da anders. Sie hat das Prinzip innerhalb von 5 Monaten verstanden und zeigt ihr Bedürfnis immer lautstark an. Jolie wiederum hat lange gebraucht. Allerdings wohl auch, weil ich bei meiner Nummer drei noch entspannter war. Ich habe sie schlichtweg nicht so viel beobachtet wie die beiden anderen. Sie brauchte daher 8 Monate und zeigt es bis heute nur durch kurzes Stehen an der Tür an. Dann geht sie kurz weg und steht wieder. Dies wiederholt sie dann ein paar Mal.
Nachts hatte ich meine Babys ist einer Box. Dadurch, dass Welpen ihr Nest nicht beschmutzen, haben sie sich zuverlässig gemeldet. Zazous hat fast 6 Monate in der geschlossenen Box geschlafen, Aimée nur 4 und Jolie mochte die verschlossene Box überhaupt nicht. Sicherlich auch dadurch, dass die anderen beiden frei herumliefen. Dafür hat sie jedoch nachts häufig die Pads genutzt. Bescheid gesagt hat sie nachts erst spät.
Man kann für das Stubenreinheitstraining also festhalten:
Entspannt sein!! Der Hund pieselt nie auf den Boden, um uns zu ärgern.
Beobachten!! Der Hund zeigt an, wenn er muss. Wir müssen lernen ihn zu lesen. Das ist UNSERE Aufgabe.
Loben!! Mit viel Lob beim Draußen-machen lernt der Hund „Das was ich eben getan habe war gut. Ich tue es wieder.“
NICHT schimpfen! Damit zerstören wir Vertrauen. Auch kleine Unmutsäußerungen spürt der Hund.
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